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Mittwoch, 21. April 2021
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Alt-Bundesrat Pascal Couchepin – ein langjähriger EU-Beitrittsbefürworter – klagte kürzlich, die SVP habe die Schweizer Politik mit ihren Forderungen «jahrelang vor sich hergetrieben». Er meinte wohl den Einsatz für eine freie, unabhängige Schweiz... weiterlesen
Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
Grüezi mitenand. Da sind wir also wieder. Sie, ich, Promis. Wir alle sitzen im gleichen Boot. Wir alle müssen gerade im zweiten Lockdown ausharren. Statt Restaurants zu besuchen, essen wir auch mal vor dem Fernsehen. Statt High Heels und VIP-Events.. weiterlesen
1949 gründete Arthur Füllemann Senior das Unternehmen, welches 1979 an sein Sohn Arthur Füllemann überging. 1990 wurde das Geschäft in eine Familien-AG umgewandelt. Spezialisiert haben wir uns auf fachgerechtes Recycling, Mulden- und Containertransporte, Kranarbeiten und diverse Transporte. weiterlesen
Sie waren toleriert, aber nicht bewilligt. Bereits im vergangenen Jahr liess der Kanton durchblicken, dass die Waldbauten abgerissen werden müssen. Die Gemeinde hätte das Ruder mit einer nachträglichen Baubewilligung noch rumreissen können, doch im Februar hat sie sich dagegen entschieden.
Gachnang A.B.* hat alles gesammelt. Entscheide, Notizen zu Telefonaten und Korrespondenzen. Unzählige Dokumente sind es, alle abgelegt in einer gelben Mappe. Der für sie wertvollste Zettel darin ist der Baugesuch- und Einspracheentscheid. Denn dieser beendet den jahrelangen Kampf von A.B. gegen die Konstruktionen im Chelebinz und Ricketobel.
Die Primarschulgemeinde hat alles getan, um den Unterstand, den Grillplatz und den Bauwagen für den Waldkindergarten behalten zu können. So hat sie die Eintragung im Waldentwicklungsplan beantragt und ein nachträgliches Baugesuch eingereicht. Genützt hat alles nichts. Der Gemeinderat von Gachnang hat das Gesuch an seiner Sitzung im Februar verweigert und entschieden, dass die Bauten bis Ende Mai 2021 abgerissen werden müssen. Der Präsident der Primarschulbehörde Gachnang, Sven Bürgi, erklärt auf Anfrage schriftlich: «Der Entscheid wurde aufgrund der ablehnenden Haltung des Kantons erwartet und wird von der Schulbehörde nicht weiter kommentiert. Die Waldunterstände werden wie angeordnet abgerissen.» Das bestehende Waldmorgen-Konzept werde überarbeitet und an die Situation angepasst. «Das Wohl der Kinder steht immer an vorderster Stelle», beendet Bürgi seine Zeilen.
Gekämpft hat die Thurgauerin mit harten Bandagen und unermüdlich. Immer wieder hat sie sich beim Forstamt nach dem Stand der Dinge erkundigt und die Pro Natura mit ins Boot geholt. Denn eigentlich hätte sie gar kein Recht gehabt, gegen die nachträgliche Baubewilligung Einsprache zu erheben. Der Abstand von ihrem Grundstück zum Wald ist zu gross. So steht es auch im Baugesuchsentscheid vom 12. Februar. Dennoch stört sich A.B. an den Bauten. «Wir gehen immer in diesem Wald spazieren und deshalb ist es uns wichtig, was damit passiert.» Durch Privatpersonen, die den Unterstand des Kindergartens für Partys genutzt, das Fahrverbot missachtet und ihren Abfall liegengelassen hätten, sei der Wald zunehmend belastet worden, so A.B. weiter. Markus Bürgisser, Geschäftsführer der Pro Natura Thurgau erklärt am Telefon «Insbesondere die Waldtiere haben Angst, so lieb die Kindergartenkinder auch sein mögen.» In seinen Augen ist «eine solche Waldhütte an dieser Stelle nicht bewilligbar». Für die Pro Natura trage der Entscheid eine wichtige Botschaft in sich, nämlich, dass, «wer in den Wald geht, keine Hütte braucht und der Mensch die Natur so wenig wie möglich beeinträchtigen soll.»
A.B. steht zwar, wie sie mehrmals betont, voll und ganz hinter ihren Bemühungen, anonym bleiben will sie aber trotzdem. Die Einsprache hat eine Welle der Empörung nach sich gezogen. A.B. sah sich sogar mit Drohungen konfrontiert. Das will sie nicht wieder erleben, weshalb sie weder ihren Namen, ihr Alter noch ihren genauen Wohnort in der Zeitung lesen will. Ihrem Partner, der dem Gespräch am heimischen Wohnzimmertisch beiwohnt, geht es gleich. Loswerden wollen die Beiden aber dennoch einiges, fühlen sie sich doch falsch verstanden und als Querulanten abgestempelt. Dabei geht es ihnen um Gerechtigkeit, wie sie erzählen: «Man kann doch nicht illegal etwas bauen, hoffen, dass es niemand bemerkt und denjenigen dann an den Pranger stellen, der den Missstand aufdeckt.» Dafür, dass der Kanton den Gemeinden nicht «hinterherrennen» könne, hat A.B. zwar Verständnis, dennoch fühlt sie sich als Sündenbock. Aus ihrer Sicht hat die Gemeinde versagt, weil sie nicht früher reagiert hat. Roger Jung, Gemeindepräsident von Gachnang, sagt, konfrontiert mit den Vorwürfen: «Da das Verfahren abgeschlossen ist, nehmen wir von den Vorwürfen Kenntnis und setzen unsere Energie in die laufenden Projekte und Aufgaben ein.»
Dass die Kindergartenkinder bald keinen Unterstand mehr haben, findet A.B. zwar schade und auch für die Schulgemeinde bekundet sie Verständnis, doch sie wertet die Gerechtigkeit höher. «Es geht vom Gesetz her nicht, dass man den Wald illegal verbaut. Wenn eine Privatperson das gemacht hätte, wäre sicher sofort nach der Bewilligung gefragt worden.» «Es ist dumm gelaufen. Gemeinde und Schulgemeinde hätten schon 2004 an einen Tisch sitzen und darüber sprechen müssen, dann wäre man bestimmt auf eine andere Lösung gekommen. In anderen Kantonen geht das ja auch», stimmt ihr Partner zu.
Jonathan Hedinger steht auf der Seite der Schulgemeinde. 2020 hat sich der Primarlehrer und Vater mit einer Petition für den Erhalt von Waldkindergärten stark gemacht. Über tausend Personen haben diese damals unterschrieben. Dass seine Bemühungen nicht gefruchtet haben, trifft ihn, wie er auf Anfrage sagt: «Als Vater bin ich enttäuscht, dass mein drittes Kind den Wald nicht mehr so oft wie meine anderen Kinder erleben darf. Als Schulleiter sehe ich wertvolle Naturerfahrungen, die nun ins Schulzimmer verschoben werden müssen. Schade. Leider war diese Entwicklung zu erwarten. Ohne Bewilligung ist kein Bau möglich.» Er befürchtet, dass aus dem Fall Gachnang ein Präzedenzfall werden könnte und sieht ähnliche Projekt im ganzen Kanton in Gefahr. Ganz ohne Ergebnis waren Hedingers Bemühungen jedoch nicht. So sind die Waldunterstände zumindest im neuen Waldentwicklungsplan vom vergangenen August vermerkt. Unter anderem heisst es dort: «Der Thurgauer Forstdienst hat eine positive Haltung gegenüber Waldpädagogik.» Der Primarlehrer steht dieser Aussage jedoch kritisch gegenüber, wirkt sie auf ihn im Zusammenhang mit der Entwicklung in Gachnang etwas «zynisch». Aufgeben will Hedinger jedoch nicht, wie er zum Schluss seines Statements schreibt: «Ich bleibe an der Sache dran. Kinder gehören in den Wald.» Und A.B.? Sie ist froh, dass ihr Kampf nun beendet ist und sie die gelbe Mappe auf die Seite legen kann. Gegen illegale Bauten jeglicher Art will sie sich aber trotz allem weiterhin einsetzen. Um der Gerechtigkeitwillen.
*Name der Redaktion bekannt, Initialen geändert
Von Janine Sennhauser
Sie waren toleriert, aber nicht bewilligt. Bereits im vergangenen Jahr liess der Kanton durchblicken, dass die Waldbauten abgerissen werden müssen. Die Gemeinde hätte das Ruder mit einer nachträglichen Baubewilligung noch rumreissen können, doch im Februar hat sie sich dagegen entschieden.
Gachnang A.B.* hat alles gesammelt. Entscheide, Notizen zu Telefonaten und Korrespondenzen. Unzählige Dokumente sind es, alle abgelegt in einer gelben Mappe. Der für sie wertvollste Zettel darin ist der Baugesuch- und Einspracheentscheid. Denn dieser beendet den jahrelangen Kampf von A.B. gegen die Konstruktionen im Chelebinz und Ricketobel.
Die Primarschulgemeinde hat alles getan, um den Unterstand, den Grillplatz und den Bauwagen für den Waldkindergarten behalten zu können. So hat sie die Eintragung im Waldentwicklungsplan beantragt und ein nachträgliches Baugesuch eingereicht. Genützt hat alles nichts. Der Gemeinderat von Gachnang hat das Gesuch an seiner Sitzung im Februar verweigert und entschieden, dass die Bauten bis Ende Mai 2021 abgerissen werden müssen. Der Präsident der Primarschulbehörde Gachnang, Sven Bürgi, erklärt auf Anfrage schriftlich: «Der Entscheid wurde aufgrund der ablehnenden Haltung des Kantons erwartet und wird von der Schulbehörde nicht weiter kommentiert. Die Waldunterstände werden wie angeordnet abgerissen.» Das bestehende Waldmorgen-Konzept werde überarbeitet und an die Situation angepasst. «Das Wohl der Kinder steht immer an vorderster Stelle», beendet Bürgi seine Zeilen.
Gekämpft hat die Thurgauerin mit harten Bandagen und unermüdlich. Immer wieder hat sie sich beim Forstamt nach dem Stand der Dinge erkundigt und die Pro Natura mit ins Boot geholt. Denn eigentlich hätte sie gar kein Recht gehabt, gegen die nachträgliche Baubewilligung Einsprache zu erheben. Der Abstand von ihrem Grundstück zum Wald ist zu gross. So steht es auch im Baugesuchsentscheid vom 12. Februar. Dennoch stört sich A.B. an den Bauten. «Wir gehen immer in diesem Wald spazieren und deshalb ist es uns wichtig, was damit passiert.» Durch Privatpersonen, die den Unterstand des Kindergartens für Partys genutzt, das Fahrverbot missachtet und ihren Abfall liegengelassen hätten, sei der Wald zunehmend belastet worden, so A.B. weiter. Markus Bürgisser, Geschäftsführer der Pro Natura Thurgau erklärt am Telefon «Insbesondere die Waldtiere haben Angst, so lieb die Kindergartenkinder auch sein mögen.» In seinen Augen ist «eine solche Waldhütte an dieser Stelle nicht bewilligbar». Für die Pro Natura trage der Entscheid eine wichtige Botschaft in sich, nämlich, dass, «wer in den Wald geht, keine Hütte braucht und der Mensch die Natur so wenig wie möglich beeinträchtigen soll.»
A.B. steht zwar, wie sie mehrmals betont, voll und ganz hinter ihren Bemühungen, anonym bleiben will sie aber trotzdem. Die Einsprache hat eine Welle der Empörung nach sich gezogen. A.B. sah sich sogar mit Drohungen konfrontiert. Das will sie nicht wieder erleben, weshalb sie weder ihren Namen, ihr Alter noch ihren genauen Wohnort in der Zeitung lesen will. Ihrem Partner, der dem Gespräch am heimischen Wohnzimmertisch beiwohnt, geht es gleich. Loswerden wollen die Beiden aber dennoch einiges, fühlen sie sich doch falsch verstanden und als Querulanten abgestempelt. Dabei geht es ihnen um Gerechtigkeit, wie sie erzählen: «Man kann doch nicht illegal etwas bauen, hoffen, dass es niemand bemerkt und denjenigen dann an den Pranger stellen, der den Missstand aufdeckt.» Dafür, dass der Kanton den Gemeinden nicht «hinterherrennen» könne, hat A.B. zwar Verständnis, dennoch fühlt sie sich als Sündenbock. Aus ihrer Sicht hat die Gemeinde versagt, weil sie nicht früher reagiert hat. Roger Jung, Gemeindepräsident von Gachnang, sagt, konfrontiert mit den Vorwürfen: «Da das Verfahren abgeschlossen ist, nehmen wir von den Vorwürfen Kenntnis und setzen unsere Energie in die laufenden Projekte und Aufgaben ein.»
Dass die Kindergartenkinder bald keinen Unterstand mehr haben, findet A.B. zwar schade und auch für die Schulgemeinde bekundet sie Verständnis, doch sie wertet die Gerechtigkeit höher. «Es geht vom Gesetz her nicht, dass man den Wald illegal verbaut. Wenn eine Privatperson das gemacht hätte, wäre sicher sofort nach der Bewilligung gefragt worden.» «Es ist dumm gelaufen. Gemeinde und Schulgemeinde hätten schon 2004 an einen Tisch sitzen und darüber sprechen müssen, dann wäre man bestimmt auf eine andere Lösung gekommen. In anderen Kantonen geht das ja auch», stimmt ihr Partner zu.
Jonathan Hedinger steht auf der Seite der Schulgemeinde. 2020 hat sich der Primarlehrer und Vater mit einer Petition für den Erhalt von Waldkindergärten stark gemacht. Über tausend Personen haben diese damals unterschrieben. Dass seine Bemühungen nicht gefruchtet haben, trifft ihn, wie er auf Anfrage sagt: «Als Vater bin ich enttäuscht, dass mein drittes Kind den Wald nicht mehr so oft wie meine anderen Kinder erleben darf. Als Schulleiter sehe ich wertvolle Naturerfahrungen, die nun ins Schulzimmer verschoben werden müssen. Schade. Leider war diese Entwicklung zu erwarten. Ohne Bewilligung ist kein Bau möglich.» Er befürchtet, dass aus dem Fall Gachnang ein Präzedenzfall werden könnte und sieht ähnliche Projekt im ganzen Kanton in Gefahr. Ganz ohne Ergebnis waren Hedingers Bemühungen jedoch nicht. So sind die Waldunterstände zumindest im neuen Waldentwicklungsplan vom vergangenen August vermerkt. Unter anderem heisst es dort: «Der Thurgauer Forstdienst hat eine positive Haltung gegenüber Waldpädagogik.» Der Primarlehrer steht dieser Aussage jedoch kritisch gegenüber, wirkt sie auf ihn im Zusammenhang mit der Entwicklung in Gachnang etwas «zynisch». Aufgeben will Hedinger jedoch nicht, wie er zum Schluss seines Statements schreibt: «Ich bleibe an der Sache dran. Kinder gehören in den Wald.» Und A.B.? Sie ist froh, dass ihr Kampf nun beendet ist und sie die gelbe Mappe auf die Seite legen kann. Gegen illegale Bauten jeglicher Art will sie sich aber trotz allem weiterhin einsetzen. Um der Gerechtigkeitwillen.
*Name der Redaktion bekannt, Initialen geändert
Von Janine Sennhauser
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